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Power People: Najell X Rebecca Chelbea “Ich bin alleinerziehend, aber nicht allein”

Empowerment

Power People: Najell x Rebecca Chelbea “Ich bin alleinerziehend, aber nicht allein” 

Wir von Najell möchten Eltern ermutigen, ihre Identität zu bewahren, ihr eigenes Leben weiterzuführen und auf ihre Weise Eltern zu sein. In unserer Interviewreihe Power People sprechen wir mit Menschen, die sowohl als Eltern als auch als Individuen für sich einstehen und dabei andere empowern. Rebecca (@rebeccachelbea) gehört auf jeden Fall dazu! Sie ist Secondhand Lover, Feministin, queer, reisebegeistert und seit Februar 2024 Single-Mama von “Little C”, wie sie ihren Sohn liebevoll auf Social Media nennt. In ihren Beiträgen thematisiert sie Körperakzeptanz, das Brechen von Tabuthemen und einen bewussten Lebensstil.

Wir haben mit der quirligen Wienerin über ihre Schwangerschaft und neue Rolle als Mutter, Mom-Shaming sowie ihre zukünftigen Reisepläne gesprochen.  

Wie hast du deine Schwangerschaft und deinen sich verändernden Körper wahrgenommen? 

"Ich habe mich auch schon vor meiner Schwangerschaft für Selbstliebe und Körperakzeptanz eingesetzt. Ein neues Leben in sich wachsen zu sehen, ist etwas Magisches. Auch jetzt nach der Schwangerschaft bewundere ich meinen Körper dafür. Er sieht vielleicht nicht wie davor aus, aber Körper verändern sich eben und das ist okay. In viele meiner Sachen passe ich nicht mehr, aber dann ziehe ich einfach zwei Nummern größer an und fühle mich wohl. Kleidung gibt es, damit sie meinem Körper passt und nicht andersrum."

Fotonachweis: @laurimelone

Du bist “alleinerziehend”. Findest du diese Formulierung passend? Wie und wo erhältst du Unterstützung? 

"Ich bin mit einer alleinerziehenden Mama aufgewachsen und ich muss ehrlich sagen, dass genau das einer meiner größten Ängste war - mal alleinerziehend zu sein. Ich habe gesehen, wie sie gestruggelt hat. Sie ist aus dem Iran geflüchtet, konnte noch nicht perfekt Deutsch und hat sich von meinem Vater getrennt, als ich fünf war. Allein mit mir, hat sie an der TU Wien studiert. Das war in vielerlei Hinsicht schwer: emotional, zeitlich und auch finanziell nagten wir am Limit. Jetzt wo das wovor ich mein Leben lang Angst hatte, eingetroffen ist, finde ich den Begriff nicht mehr schlimm. Ganz im Gegenteil: Ich habe verstanden, dass ich erstens einen ganz anderen Ausgangspunkt als meine Mutter habe und dadurch nochmal erkannt, wie stark ich eigentlich bin. Außerdem bringt das alleinerziehend sein auch Vorteile mit sich. Ich bin zwar alleinerziehend, aber nicht allein. Nach der Geburt hat meine Mama die ersten drei Wochen bei mir geschlafen und ich habe ganz viel Unterstützung von Freunden, Familie und meiner Doula bekommen. Außerdem gibt es mehrere Hilfsorganisationen in Österreich, wie zum Beispiel die “Frühe Hilfen”, deren Hilfe habe ich auch in Anspruch genommen. Ich kann nur allen Alleinerziehenden empfehlen: Fragt nach Unterstützung! Ihr müsst das nicht allein schaffen." 

Du hattest während der Schwangerschaft die Sorge geteilt, dass du dich durch das Mama sein verlieren könntest. Wie hat deine Community darauf reagiert? Und wie denkst du inzwischen darüber? 

"Meine Community war sehr verständnisvoll und ein Safe Space, was mich selbst gestützt hat. Viele konnten sich auch mit dem Gedanken identifizieren, was wiederum halt gibt. Ich hatte Zweifel, auch im Hinblick auf das alleinerziehend sein. Heute wünschte ich, ich hätte damals schon gewusst, wie erfüllend die Mutterschaft sein kann! Things can change! Die letzten drei Monate mit Little C waren das größte Geschenk. Klar ist es auch mal anstrengend, besonders am Anfang mit Schlafmangel und Schmerzen – aber ich habe mich gut in meine Mama-Rolle eingegrooved. Und die Liebe überwiegt einfach jede Belastung."  

Du thematisiert im Internet oft Tabuthemen, zum Beispiel Körperbehaarung. Welche Tabuthemen gibt es deiner Meinung nach im Bereich Schwangerschaft und Eltern- bzw. Muttersein? 

"Ganz klar, Stillen in der Öffentlichkeit! Mir war vorher nicht bewusst, wie kontrovers dieses Thema ist. Als ich ein Reel dazu hochgeladen habe, gab es so viele negative Kommentare! Dabei sollte es das Normalste auf der Welt sein, sein Kind zu ernähren. Ich stille, weil mein Kind Hunger hat. Wenn es andere nicht schaffen meine Brust nicht zu sexualisieren, dann bin nicht ich das Problem, sondern sie." 

Bekommst du oft Mom-Shaming Kommentare (im Internet oder in der Öffentlichkeit)? Wie gehst du damit um? 

"Im Internet mehr als im echten Leben (obwohl auch dort). Gesellschaftlich gesehen kann man als Frau schon nicht alles „richtig“ machen und ich finde es faszinierend. Denn als Mutter noch weniger. Als Mama darf ich anscheinend keine Kooperationen machen, die sich um das Thema Lust handeln, soll bestimmte Sachen nicht anziehen, nicht in der Öffentlichkeit stillen und wenn ich meinem 3 Monate alten Baby Liebe und Nähe schenke, weil ich spüre, dass er diese braucht, verziehe und verwöhne ich ihn. Es ist absurd. Mir ist es wichtig, diesen Leuten bewusst zu machen, dass sie nicht im Recht sind, mich zu kommentieren. Es gibt nicht nur den einen richtigen Weg, dieses Bewusstsein würde ich mir wünschen. Nur weil du es anders machen würdest, heißt das nicht, dass ich es falsch mache! Auch gut gemeinte Ratschläge können übergriffig sein."  

Du bist früher viel gereist – sei es in Südamerika oder Neuseeland. Bist du mit Baby angekommen oder vermisst du das Reisen manchmal?  

"Für den Anfang fühle ich mich in Wien sehr wohl. Ich möchte aber auf jeden Fall bald mit kleineren Reisen in Österreich beginnen. Im Mai besuche ich vielleicht eine Freundin in Linz und im Juni meinen Stiefvater im Burgenland. Im Winter würde ich, sollte ich sehen, dass Little C das Reisen auch genießt und alle anderen Umstände passen, die erste Fernreise antreten. Durch meine Community auf Instagram bin ich auf andere alleinerziehende Mamis aufmerksam geworden, die einfach so empowernd sind. Mama sein wird mich nicht vom Reisen abhalten und es gibt so viel zu entdecken! Zusammen machen wir Wien und die ganze Welt unsicher!"  

Welchen Rat würdest du allen werdenden Eltern da draußen mitgeben? 

"Es ist okay, wenn nicht von Anfang an alles perfekt läuft! Das tut es bei den Wenigsten. Stillen klappt (noch) nicht? Das ist okay. Du wirst den Wünschen deiner Freunde nicht gerecht, kannst nicht mehr immer pünktlich sein? Das ist auch okay. Du bist vielleicht auch selbstständig und deine Arbeit bleibt viel liegen? Es ist okay. Eine saubere Wohnung ist auch nicht immer das Wichtigste. Was mir total hilft vor allem wenn es schwierig ist, ist der Satz „Alles ist eine Phase“. Und lernt die schönen Momente mehr zu schätzen. Ich denke mir oft „So klein wie seine Hand jetzt ist wird sie nie wieder sein“ und das bringt mich wieder zurück in die Dankbarkeit. Und wenn ihr Hilfe braucht, holt euch Hilfe. Mir ist es auch erst schwergefallen. Aber dann ist mir bewusst geworden, ich habe ein Netz, das mich/uns auffängt und es ist okay, es in Anspruch zu nehmen. Auch das ist Selbstliebe: Anzuerkennen, dass man die Hilfe verdient hat." 

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